ein neuer Roman entsteht

Ich wünsche viel Spass beim mal rein - lesen... (Auszüge aus verschieden Kapiteln)

es ist wie es ist...

Es war ein schlechter Sommer.

Die Feuchtigkeit durchzog inzwischen das Holz der kleinen Hütte in den weiten der Wälder im südlichen Kanada.

Egal wieviel Wachs man auftrug, egal wieviel Moos oder Pech man in die Ritzen schmierte, die Feuchtigkeit drang inzwischen herein und belegte das ganze Haus mit einer ekelhaften Kühle. Sonst war man im Sommer über ein kühles Plätzchen froh, auch hier in der Wildnis Kanadas, aber in diesem Jahr wollte und wollte es nicht wirklich Sommer werden.

Es regnete viel zu viel und die Natur dampfte wie ein Kochtopf.

Fast jeden Morgen war es neblig wie im Herbst und von den Bäumen tropfte das Wasser.

Der See vorm Haus wurde immer grösser und Vater sagte, dass es wohl nicht mehr allzu lange dauern würde und dann hätte das Wasser das Haus erreicht.

Lynn lebte mit ihrem Vater und ihrem Bruder Finnan schon immer in dem Haus am See und sie liebte es.

Die Mutter war als Finn gerade mal 2 Jahre alt war an einer Sepsis gestorben. Sie hatte sich verletzt und die Wunde entzündete sich, leider erkannte der Vater die Gefahr zu spät, Mutter hatte nichts gesagt und die Wunde immer abgedeckt, sie erreichten trotz des Helikopters die Klinik in Vancouver zu spät. So erzählte es der Vater.

Das war inzwischen 8 Jahre her und die anfängliche verzweifelte Trauer nach der Mutter hatte sich gelegt, das Leben drehte sich weiter.

Der Vater hatte sich verändert. Seine lustige und unbeschwerte Art kam sehr selten zum Vorschein, er lebte nur noch im Dunkeln. Er machte es seinen Kindern nicht leicht sich frei oder leicht zu fühlen. Vor allem Lynn mit ihren knapp 12 Jahren nervte das ständige bevormunden des Vaters sehr und es gab immer mehr laute Auseinandersetzungen, denen Finn immer auswich und sich sehr schnell in den Schuppen oder den Stall zurückzog, wenn die Luft im Haus zu dick wurde.

Er litt sehr unter dem Vater. Dieser wollte unbedingt einen mutigen und stets überlegten Trapper aus ihm machen, doch Finn war dafür nicht geboren.

Er liebte es vor sich hin zu träumen und Gedichte und Geschichten zu schreiben. Oft lag er auf dem Rücken auf irgendeinem Baumstamm und schaute stundenlang in den Himmel.

Oder er betrachtete eine Pflanze ausgiebig, um sie danach fast zu 100% naturgerecht zu zeichnen und ein Gedicht dazu zu schreiben.

Er war wirklich gut und Lynn war überzeugt, dass er ein hervorragender Künstler war.

Leider konnte der Vater in seiner Verbitterung damit überhaupt nichts anfangen.

Dagegen war Lynn der eigentliche Waldläufer. Sie kannte jede Pflanze, ihre Heilkraft und ihren Standort. Sie würde sich in den Wäldern nie verlaufen. Ihre Sinne waren wach und immer offen. Sie hörte jeden Laut, kannte jede Fährte und liebte es stunden- oder tagelang draussen zu sein. Es gab kein Tier das sie nicht kannte, oder dessen Bau sie nicht fand.

Sie war in der Lage zu töten, wenn es notwendig war, konnte Häute abziehen und so behandeln, dass sie danach zu gebrauchen waren. Auch das fachgerechte zerlegen des getöteten Tieres machte ihr keine Mühe, für ihren Bruder war das ein Alptraum, er rannte meilenweit wenn es nach Blut oder Tod roch.

Eigentlich wäre dies Alles wunderbar gewesen. Doch leider konnte der Vater nicht akzeptieren, dass sein Sohn nicht so einer war wie er ihn sich gewünscht hätte. Durch seine tiefe Enttäuschung wurde er ungerecht und sah die Dinge nicht so wie sie waren.

Finn hatte sich einmal geäussert sehr gerne in eine Kunstschule gehen zu können. Danach hatten sie für Wochen den «Teufel» unter dem Dach. Finn schlief nur noch in der Scheune aus Angst der Vater könnte wieder einen seiner aggressiven Ausbrüche bekommen.

Das Alles war nun etwa ein Jahr her. Der Junge hatte nie wieder über seine Wunsch gesprochen. Er litt still vor sich hin.

 

Ja und nun dieser furchtbar nasse Sommer, bei dem man fast ausschliesslich im Haus sitzen musste. Das machte die ganze Sache nicht besser. Es gab keinen Tag an dem sich Finn und der Vater nicht in den Haaren lagen.

Lynn machte sich grosse Sorgen. Wie sollte das weiter gehen? Sie hoffte inständig auf trockenes Wetter, dann würde der Vater für mindestens 3 Wochen auf Jagd gehen und es würde die langersehnte Ruhe einkehren.

Aber noch sah es nicht danach aus.

Hoffen und Bangen

Am nächsten Morgen hatte sich am Zustand der Frau nichts verändert. Sie lag einfach da. Atmete, ihre Augen waren geschlossen. Mit Mühe und Not flösste Lynn ihr ein wenig Brühe ein. Sie hatte ein wenig Kaninchenfleisch ausgekocht und ein paar Kartoffelknollen hineingekocht, dass ganze durch ein Sieb gedrückt und nun sollte es eigentlich ein wenig Kraft in den ausgemerkelten Körper bringen. Aber sie trank noch zu wenig.

Finnan wurde jetzt auf einmal sehr schnell gross. Er spürte, dass seine Schwester Hilfe brauchte. Er ging auf die Jagd, obwohl es ihm so zuwider war Tiere zu töten. Schiessen konnte er schon lange. Sein Vater hatte ihn gezwungen mit dem Gewehr umgehen zu können. Das erste Mal hielt er ein Gewehr mit 5 Jahren in den Händen.

Heute brachte er einen Hasen mit nach Hause. Nur mit sehr grosser Überwindung schaffte er es den Hasen abzuziehen und zu zerlegen. Als er aber  fertig war fühlte er einen nicht gekannten Stolz und er hatte gelernt, dass man alles schaffen kann, wenn man es muss.

Trotz alle dem wusch er sich die Hände fast eine viertel Stunde lang.

Lynn war unglaublich stolz auf ihren kleinen Bruder. Sie hätte nie geglaubt, dass Finnan so schnell über seinen Schatten springen würde und auf die Jagd geht. Dass er auch noch selbst das Wild zerlegen und ausnehmen konnte, dass hätte sie nie gedacht.

Inzwischen war fast eine Woche vergangen seit die fremde Frau vor dem Haus gelegen war.

Es ist sehr heiss heute und Lynn sitzt auf der Terrasse vor dem Haus. Der See liegt ruhig und es ist fast kein Geräusch zu hören.

Finnan liegt bäuchlings auf dem Boden und zeichnet. Crumble steht im Paddock und schläft.

Plötzlich reisst er den Kopf hoch und sein Körper ist angespannt wie die Sehne eines Jagdbogens.

Lynn spürt im selben Moment eine Veränderung in der Luft. Sie steht auf. Auch Finn legt seinen Bleistift zur Seite.

«Spürst du das auch?» Lynn schaut ihren Bruder fragend an.

«Ja, irgendwas ist, kann dir aber nicht sagen was – vielleicht bilden wir uns das auch nur ein.» Finn legt sich wieder auf den Bauch.

Aber Lynn geht ein wenig auf den Paddock von Crumble zu. Er steht noch immer wie eine Statue ohne jede Regung. Er bewegt nicht mal die Ohren.

Das Mädchen schaut hinauf in den Himmel. Der Himmel der eben noch stahlblau war ist überzogen mit weissen Schleierwolken. Diese bewegen sich sehr schnell von rechts nach links über den Himmel.

Dort oben war Wind. Solange er da blieb war es ok. Aber so wie sich Crumble verhielt würde es nicht lange dauern und irgendetwas würde sich da wohl verändern. 

Lynn will Crumble sicherheitshalber in den Stall bringen, aber er weigert sich so, dass Lynn es aufgibt.

Kaum ist sie wieder auf der Terrasse erfasst sie ein so gewaltiger Windstoss, dass sie fast hinfällt.

Im selben Moment kommt Finnan wieder aus dem Haus um sich seine Zeichensachen zu holen. Doch die fliegen schon Richtung See. Finn will ihnen nach, aber Lynn hält ihn fest.

«Viel zu gefährlich. Sieh mal wie sich die Bäume biegen. Wir haben hier einen heftigen Sturm, komm lass uns das Haus sichern.
Mit einem riesen Knall kracht die Scheunentür zu. Crumble erschrickt fürchterlich und springt über den Paddockzaun und galoppiert auf und davon.

Neue Wege

Als sie Yomee entdeckt traut sie ihren Augen kaum.

Da sitzt ihre Yo mit einem Fohlen auf dem Schoss, völlig erschöpft an einen Baumstamm gelehnt und strahlt wie die Sonne als sie ihre Mutter entdeckt.

Gaho nimmt sie in die Arme und tröstet sie, denn Yo weint, sie hat grosse Angst um das Fohlen, das völlig geschwächt in ihren Armen liegt.

«Das schaffen wir schon, du weisst, dass dich das Fohlen gefunden hat. Also werden wir auch einen Weg finden es zu Kräften zu bringen.

Mit grossem Erstaunen sieht Tay zu wie seine Mutter das Fohlen um ihre Schultern legt und so, als wäre es leicht wie eine Feder, los läuft.

Yomee ist einfach nur froh, dass sie Hilfe bekommen hat. Ihr Erstaunen hält sich in Grenzen, denn sie macht sich noch immer grosse Sorgen um Crumble und die Stute.

 

Als sie ihre Höhle erreichen glauben sie ihren Augen kaum zu trauen. Da steht Crumble und die Stute und zwischen Beiden liegt ein neugeborenes Fohlen. Es hat die Farbe der Mutter und die Farbe des Vaters. Ein Pinto.

«Na, da ist unsere Lösung schon. Siehst du, das Fohlen weiss warum es dich gerufen hat Yo, du lieferst ihm die Eltern, die es braucht um gross zu werden.» Gaho lächelt ihre Tochter vielsagend an.

«Aber sie wird es nicht annehmen, es ist nicht ihres.» Sehr besorgt blickt Yomee ihre Mutter an. «Doch das wird sie", Gaho geht zu Crumble und reibt ihm das Fell ab, das immer noch recht feucht ist von der Nacht. Dann geht sie zu dem neugeborenen Fohlen, dass sie abgelegt hat und reibt es ein. Das wiederholt sie immer und immer wieder, bis das ganze Fohlen wohl nach Crumble riecht.

Dann sagt sie zu Yo:» So, Mädchen nun bewege das Fohlen zu Crumble, das ist deine Aufgabe, du hast dieses Fohlen geschickt bekommen.»

Yoomee hebt mit aller Kraft das Fohlen an. Nach einigen mühsamen Versuchen steht es und sie schiebt es langsam in Crumbles Richtung. Die weisse Stute steht etwa 5 Meter entfernt und beobachtet das Geschehen sehr vorsichtig und kritisch. Crumble bläst aufgeregt durch seine Nüstern. Erst weicht er zurück, dann aber riecht er seinen eigenen Geruch und kommt näher. Er beginnt das kleine Pferdchen vorsichtig zu beschnuppern.

Yomee - Pelipa geht zurück, denn die Stute kommt näher. Auch sie scheint den Geruch des Kleinen wahrgenommen zu haben. Sie bläst mehrere Male heftig und aufgeregt durch ihre Nüstern.

Dann aber beginnt sie das fremde Fohlen vorsichtig und fein zu beschnuppern und zu guter Letzt leckt sie es, ein untrügliches Zeichen, dass sie es angenommen hat. Ganz schnell findet das Kleine das volle Euter und trinkt in kräftigen Zügen. An der anderen Seite steht das Fohlen von Crumble und der weissen Stute. Nun darf sie zwei Fohlen grossziehen. Was für eine Freude.

Die Pferde brauchen einen Namen